Ein Frei Raum. Jetzige Angebote unterstützen statt Freiraum nehmen!
Das FDS kommt, wie es aussieht bis 2027, die Oase bleibt. Der geniale, kaum verbesserbare Freiraum dazwischen aber ist in Gefahr. Die Stadt Mannheim sagt: es war eine Zwischennutzung, danach machen wir es "schön". Wir "entwickeln freiraumplanerisch". Stadtplaner-Architektensprache. Und die Stadt will Offenheit zeigen. Gute Idee. Wer nicht. Wer aber Augen hat, sieht: Die offenen Menschen, die die Stadt sich wünscht: alle schon (noch) da. Die Möglichkeiten, den Platz mit Leben zu füllen: alle schon (noch) da. Die Wünsche der Stadt Mannheim: alle schon erfüllt. Bald geplatzt?
Der Platz hat, wie er ist, Magie, das Zusammenspiel der Generationen, Herkünfte, Meinungen ist mannigfaltig, unbeirrbar offen. Waren Sie mal da, wenn gleichzeitig eine gute Band spielt, 8 Leute aus 10 Nationen Streetball spielen, 11 Meter weiter 12 Student*innen Tischtennisrundlauf spielen und ein 2-jähriges Kind, genau dazwischen, da, wo eigentlich gar kein Platz ist, neugierig zu einem 70 Jahre alten Rollstuhlfahrer aufschaut, während sich der untergehende Mond über den stahlblauen Neckar neigt? Wenn sogenannte "bildungsferne" Leute mit riesigen Herzen ins Einraumhaus kommen, dem "Artist-in-Residence"-Keramikkünstler Emmanuel Boos die Schnittchen wegessen und ihn, ohne ihn zu erkennen, auf einen Rotwein einladen? Wenn die Sängerin der Band nach dem Konzert von der Bühne zwischen die Tanzenden unter die Lichterketten steigt und freudestrahlend soviel LPs verkauft wie Monate lang nicht? Der Platz sorgt dafür, dass Leute, die sich sonst corona-frustriert den Kopf an der heimischen Küchentischplatte aufschlagen, hier an der Platte den Tischtennisball aufschlagen. Die sich sonst am Neckarufer einen zuviel hinter die Binde kippen, hier am Zaun mit dem Fuß zur Musik wippen. Dass Zehnjährige vom X-Box- zum Skate-Experten werden. Die Eigeninitiative der Leute sorgt dafür, dass mit wenig oder ganz ohne Bezahlung Basketballcourts designt und Basketballnetze geflickt werden, Bestuhlung aufgebaut wird, aufgeräumt und gefegt wird, Tische nachgestrichen werden, weiß-auf-schwarze EinRaumHausFriedenstauben von der Zukunft ohne Krieg in Europa träumen.
Ein Raum. Einraum. Verstehen Sie das? Liebe Stadt Mannheim, Sie können sich gar nicht vorstellen, welchen Aufschrei es geben würde, wenn Sie den wegnehmen. Verträge hin, Förderbeträge her. Platzkonzepte hin, Gemeinderatsbeschlüsse her.
Die Baustellenlogistik muss während des geplanten FDS-Baus zum Platz hin schmal bleiben, um den jetzigen, von Tausenden genutzten und genossenen Freiraum nicht wegzunehmen. Nach dem Bau des FDS muss der Freiraum wieder die Möglichkeiten bieten wie jetzt, nicht weniger. Stadt Mannheim, lass die Menschen machen. Weniger ist mehr. Und es wäre auch so verdammt kostensparend, falls euch das am meisten interessiert.
Apropos willkommen heißen: Der jetzige Freiraum heißt so viele Besucher*innen so herzlich und friedlich willkommen, wie es das in ganz Deutschland sonst nicht gibt. Leute aus Frankfurt, Stuttgart, Berlin waren hier und haben großäugig gesagt: So etwas haben wir nicht. Und ich sage: wie auch.
Das ist Mannheim. Das ist Leben.
Arnulf Quentin
für Pico, Fabian, Florian, POW... all die anderen